Dezember 11, 2023

Kinder über die Umwelt

Heutzutage ist es ziemlich schwierig, einen vernünftigen Erwachsenen zu finden, der sich der Existenz der globalen Erwärmung und ökologischer Probleme nicht bewusst ist – man könnte sogar sagen, dass es zum Aufwachsen in der modernen Welt gehört, sich ökologischer und sozialer Fragen bewusst zu werden. Aber wann fangen wir an, diesen Problemen Aufmerksamkeit zu schenken? Gibt es Kinder, die ein ökologisches Bewusstsein haben – und wenn ja, in welchem Ausmaß? Was denken Kinder über die Umwelt? Wie Umweltbewusst sind österreichische Kinder? Das sind die Fragen, die ich in diesem Artikel zu beantworten versuchen werde.

Die Frage des Umweltbewusstseins von Kindern hat das Interesse von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen auf der ganzen Welt geweckt und zu einer Reihe von Studien geführt. Diese Studien unterscheiden sich in Bezug auf die untersuchte Stichprobe der Kinder, die für ihre Erstellung herangezogen wurden und die sich in Bezug auf die Altersspanne, Lebensbedingungen und Nationalität unterscheiden können. Stewart Cohen und Diane Horm-Wingerd haben beispielsweise amerikanische Kinder im Alter von 3 bis 5 Jahren untersucht und dabei zwischen Kindern in ländlichen und städtischen Gebieten unterschieden. In ihren Untersuchungen stellten Cohen und Horm-Wingerd fest, dass Vorschulkinder in der Lage sind, „grafisch dargestellte ökologische Sachverhalte genau zu erkennen“, und dass es keinen signifikanten Unterschied zwischen den Fähigkeiten von Jungen und Mädchen oder von Kindern aus ländlichen und städtischen Gebieten gibt.*

Die spanischen Wissenschaftlern José A. Corraliza und Silvia Collado haben einen anderen Ansatz gewählt und untersucht, wie stark die Überzeugungen von Kindern in Bezug auf die Umwelt sind, wobei sie Kinder aller Altersgruppen und Lebensumstände untersuchten. Sie fanden heraus, dass ältere Kinder zwar ein genaueres Bewusstsein für ökologische Fragen haben (z. B. „es gibt zu viele Menschen auf der Erde und nicht genug Ressourcen“), jüngere Kinder jedoch Anzeichen für ein tieferes persönliches Engagement zeigen („mein Leben würde sich ändern, wenn es keine Bäume gäbe“).**

Die beiden oben genannten Studien lassen darauf schließen, dass es zwar Unterschiede im Umweltbewusstsein von Kindern verschiedener Altersgruppen und Nationalitäten gibt, dass aber festgestellt werden kann, dass sich die Mehrheit der modernen Kinder in gewissem Maße der ökologischen Probleme in ihrer Umgebung und der Tatsache bewusst ist, dass diese Probleme negative Auswirkungen auf ihre Zukunft haben werden. Einerseits ist dies eine gute Nachricht, denn das Bewusstsein der Kinder weckt die Hoffnung auf eine nachhaltigere und umweltfreundlichere Zukunft. Andererseits ist es ziemlich beunruhigend zu hören, dass Kinder im Kindergartenalter bereits ein Gefühl der ökologischen Angst in sich tragen und, dass die Vorstellung einer ökologischen Apokalypse tief in ihnen verankert ist (insbesondere bei dem spanischen Kind das sich auf den möglichen Mangel an Bäumen bezog).

Wir wollten unsere eigene Untersuchung durchführen und haben uns deshalb für das Umweltbewusstsein der Wiener Kinder interessiert.
Unsere Regisseurin Sylvia Rotter und unsere Projektleiterin Tess Posch haben eine Reihe von Kindern, die für das Wiener Kindertheater spielen, interviewt und ihnen verschiedene Fragen zu ihrem ökologischen Bewusstsein gestellt – zum Beispiel, was bedeutet „Umwelt“, was können wir tun, um sie zu schützen, was tut ihr bereits für den Umweltschutz und (vielleicht am interessantesten) wie würdet ihr gegen diese ökologischen Probleme vorgehen, wenn ihr die Entscheidungen treffen müsstet?

Die Antworten, die sie erhielten, waren sehr vielfältig (denn natürlich hat jedes Kind seine eigene Persönlichkeit und Erfahrung), aber wir können mit voller Überzeugung sagen, dass die Zukunft dieses Landes (und der Welt im Allgemeinen) in guten Händen liegt. Jedes Kind war in der Lage, detaillierte Merkmale unserer Umwelt zu beschreiben, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wie die Umwelt durch menschliches Verhalten geschädigt wird. Interessanterweise wiesen einige der Kinder darauf hin, dass sie von den Umweltproblemen eher durch ihre Familien und Freunde als in der Schule erfahren haben. Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, diese Thematik besser in die Schulen zu bringen. Die Kinder erzählten über die Schritte, die sie für eine nachhaltigere Zukunft in ihrem eigenen Leben unternehmen und erwähnten sogar logische und (mehr oder weniger) begründete Vorschläge zur Lösung dieser Problemen. Schauen Sie sich diese Vorschläge an, die von zwei sehr unterschiedlichen Kindern geäußert wurden:

“Aufklärung. Das ist der erste Schritt, den wir brauchen, weil viel zu viel einfach abgewiesen und verleiht wird.”

“Was wichtig wäre, nicht viel Auto, Flugzeug, Zug fahren, und nicht so [viel] schädliche Stoffe zu produzieren.”

Andere wiederum hatten ehrgeizigere und weniger realisierbare Ideen, aber man kann nicht sagen, dass es diesen Vorschlägen an Kreativität oder gar logischer Grundlage mangelt:

“Um ehrlich zu sein, würde ich erstmal die Menschheit von der Erde unterbringen. Alle Menschen, zum Beispiel, würde ich entweder in einem Raumschiffuntersetzung woanders hinschicken, auf einem anderen Planeten, der vielleicht größer ist, wo sie mehr Platz haben, oder halt alle töten, und hoffen, dass so eine neue Sorte von Menschen hervorbringt, die vielleicht mehr mit der Umwelt zusammenhängt.”***

Es ist also durchaus möglich, sich etwas weniger Sorgen um die Zukunft unseres Planeten zu machen – die meisten unserer Kinder (die diese Zukunft aufbauen werden) sind sich des Ausmaßes und der Bedeutung der ökologischen Probleme bewusst und haben bereits brillante Ideen, wie diese Probleme verringert oder sogar gelöst werden können. Es ist jedoch wichtig festzustellen, dass die Mehrheit der Kinder, die in den Studien und in unseren Interviews zu Wort kamen, sich auf Recycling und Abfallvermeidung konzentrierten – was ein guter Anfang ist, aber nicht das wichtigste Umweltproblem darstellt, mit dem unsere Welt derzeit konfrontiert ist. Recycling ist ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit, aber wir müssen unsere Kinder wissen lassen, dass das Umweltbewusstsein dort nicht aufhört! Also, unsere Aufgabe ist es, das Umweltbewusstsein der Kinder zu erhöhen und zu verhindern, dass dieser Geist in denjenigen, die sich bereits bewusst sind, versiegt – das beginnt und endet in der Bildung!

Zoard Honeczy

 

* Stewart Cohen, Diane Horm-Wingerd: Children and the Environment: Ecological Awareness Among Preschool Children, https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/0013916593251005
** José A. Corraliza, Silvia Collado: Ecological Awareness and Children’s Environmental Experience, https://www.redalyc.org/journal/778/77864998005/77864998005_2.pdf
*** Weitere Zitate finden Sie auf unseren Instagram- und Facebook-Seiten!